300 Jahre ist es her, dass die Weihnachtsflut von 1717 das Wasser der Nordsee bis nach Jever und Accum trieb. Auf dem Bild rechts sehen Sie das Ausmaß der Überschwemmungen. Pastor Gotthilf Treuer (1712-1738) hat in das Accumer Kirchbuch einen ein-dringlichen Bericht über dieses Ereignis geschrieben. Hier zur Erinnerung einige Auszüge: „25. Dezember 1717 ergoß sich hier in diesen Landen und allen Orten, die an der Nordsee liegen, eine erschreckliche Wasserflut. (…) Alle Häuser hier herum waren bis über dem Boden mit Wasser angefüllet, und mussten die meisten Menschen durch die Dächer gezogen und mit zwei Bräukupen und ein Badeltrog gerettet wer-den. (…) Zu der Kirche konnte niemand kommen als mit einem Pferde, welches schwimmen musste. (…) Es ist durch dieses schreckliche Wasser viel Schaden geschehen, maßen ganze zerbrochene Häuser in der Geschwindigkeit ankamen, ingleichen viel Kisten und Kasten, todes Vieh, Stroh und Heuwische mit Menschen, die bloß und im Hemde waren, und die Alten lebeten, die Kinder aber waren verfroren; bei denen Sachen, welche waren angetrieben, bestellete ich Wachen Tag und Nacht, und wurde endlich alles geborgen und vorerst den Notleidenden von Holz und Kasten so viel gegeben, damit sie in den ruinierten Häusern ein Logiment vor sich könnten fertigmachen. Das andere alle wurde den Armen zum besten verkauft. Die vielen Toten, so angeschwommen und die man fand, wurden alle in Särge gelegt, die ich von den gestrandeten Dingen machen ließ, und wurden darauf ehrlich begraben und liegen, an der Westseite des Kirchhoffs bei die 30 Körper, die man nicht gekannt hat (…).“ Treuer gibt die Zahl der Verstorbenen wie folgt an: 215 aus Sengwarden, 149 aus Fedderwarden, in Accum dagegen sind „nur 25 jämmerlich ertrunken“ ; davon wurden 16 im Kirchspiel gefunden — manche erst nach Wochen. Viele andere blieben verschollen. Aber es gab auch bemerkenswerte Errettungen: so taufte Treuer am Silvestertag 1717 „Johann Wilcken Kind, welches 23. Dez. war geboren und in der erschrecklichen Wasserflut, (die) den 25. des Morgens zwischen 5 und 6 Uhr einfiel, mit der Mutter auf den Boden in einem Scheunenhäuschen war gerettet, da die Mutter im bloßen Hemde 3 Tage bei Mangel der Milch das Kind mit ihrem Urin erhalten (…)“ Aufgrund dieser Katastrophe war die Kirche baufällig und musste abgerissen werden. Sie wurde 1719 wieder aufgebaut.