Sie steht hoch oben auf einer Wurt, wie eine kleine Trutzburg überragt sie das Dorf. Das ist der Geschichte geschuldet, die wahrscheinlich bis ins 9. Jahrhundert zurückgeht. Der heutige Bau ist aus dem Jahr 1719. Um die evangelisch-reformierte Kirche in Accum zu erreichen, muss man etliche Stufen überwinden. Und hier tut man gut daran, auf den Weg und die Schritte zu achten, denn die Stufen sind keineswegs ebenmäßig. Eine schöne Metapher für den biblischen Rat, stets wachsam zu sein, um auf dem rechten Weg zu bleiben. Und damit sind wir auch schon mitten im Thema: Der Kern der reformierten Lehre ist das Wort, die Verkündigung.
„Viele Menschen wundern sich, dass unsere Kirche so schlicht ist. Es gibt keine Skulpturen, kein Schmuckwerk. Grund dafür ist, dass nichts vom Wort ablenken soll“, erklärt Manfred Pfaus. Der langjährige Kirchenälteste hat einen Lieblingsplatz in dem Gotteshaus. Von dieser Stelle aus hat er beinahe die gesamte Kirche im Blick und sein Blick geht immer nach oben und von dort nach vorne. „In der reformierten Lehre steht die Verkündigung über allem. In unserer Kirche ist das genial gelöst, die Decke ist als Sternenhimmel gestaltet und an vielen Stellen sind Bibelstellen zitiert“, sagt der 67-Jährige. Diese Decke ist für Manfred Pfaus, der schon lange als Lektor tätig ist, auch nach vielen Jahren noch ein wahrer Schatz. „Hier kann ich mir immer genau das abholen, was ich gerade brauche“, sagt er. Seinen Lieblingsspruch findet er über einer früheren Tür: „Wachet und betet“. „Der Text geht ja noch weiter, es heißt: Wachet und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallet, denn das Fleisch ist schwach – das trifft immer und für jeden zu.“
Quelle: Horizont E
Text und Fotos: Annette Kellin